Aus Schwabach nach München: Gemeinsam für die Näh-Aktion „WOMEN IN THE DARK – aufruhr des schweigens“

Die Bewohnerinnen des Frauenhauses „Anna Wolf“ in Schwabach haben sich am Kunstprojekt „WOMEN IN THE DARK“ in der Pinakothek in München beteiligt.

Das Kunstprojekt ist von der schweizerischen Künstlerin Franziska Greber initiiert und hat das Ziel, Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen aus dem Dunkeln ins Licht zu bringen. Betroffene Frauen schreiben mit roter Schrift auf weiße Blusen ihre Gedanken, Ängste, Gefühle, ihre Hoffnungen und Träume. WOMEN IN THE DARK ist von Beginn an als transdisziplinäres und partizipatives Kunstprojekt angelegt – die Frauen schreiben, und Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen wie z.B. Frauenhäuser organisieren und begleiten. Mit den beschrifteten Kleidungsstücken schafft die Künstlerin raumgreifende Installationen, die sie – begleitet von Video- und Soundinstallationen, Fotos und Textbüchern – zur Ausstellung bringt.

In Kooperation mit der Pinakothek der Moderne wurden während des Kulturareal-Festes 2021 unter der Leitung von der Künstlerin 660 Blusen auf die Stoffbahnen genäht/geheftet – und so eine 120qm große Installation erstellt.

Dabei als Teilnehmerinnen, Mitgestalterinnen, Erzählerinnen sind auch Frauen aus dem Frauenhaus in Schwabach. Die Fahrt der zehn Bewohnerinnen, Hauptamtliche, Ehrenamtliche und vier Kinder des Frauenhauses Schwabach nach München wurde von dem Förderverein für Integrationsarbeit „Gemeinsam Leben in Schwabach“ e.V. finanziell unterstützt. „Mit der Fahrt nach München wollen wir zuerst diese beeindruckende Aktion inhaltlich unterstützen, um den betroffenen Frauen aus unserem Frauenhaus gemeinsam mit anderen Frauen, die ähnliches erlebt haben, eine aktive Teilhabe in diesem Kunstprojekt zu ermöglichen. Darüber hinaus haben wir auch einen kleinen finanziellen Beitrag bereitgestellt, damit die Frauen und deren Kinder ein wenig Freude in dieser schwierigen Corona Zeit finden, dass sie einen ereignisreichen Tag in Erinnerung behalten.“ – so Rezarta Reimann, die Vorsitzende des Fördervereins.

Andrea Hopperdietzel, Leiterin des Frauenhauses, berichtet, dass die Frauen die Botschaften auf den Blusen während des Aufnähens lasen. „Diese Bluse hätte ich genauso beschriften können“, sagte eine der Frauen zu dem Text „TRAUT EUCH! ERZÄHLT ES! EURE GESCHICHTE!“ „Es ist erschreckend und schön zugleich, zu sehen, dass ich mit dieser Erfahrung nicht alleine bin,“ beschreibt eine andere Frau ihre Gefühle.

Auf die Fragen „Wieso findest du dieses Projekt so wichtig?“, meinte eine Bewohnerin des Schwabacher Frauenhauses „Ich hoffe, dass durch dieses Kunstprojekt das Thema der Gewalt an Frauen präsenter wird, weniger Tabu! Durch meine eigene Geschichte weiß ich, dass es auch im Bekanntenkreis totgeschwiegen wird. Deswegen habe auch ich mich lange nicht getraut, um Hilfe zu bitten.“

Vom 2. bis 10. Oktober 2021 findet die Eröffnungsveranstaltung in der Pinakothek der Modernen statt. Das Frauenhaus plant, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein. Hier wird die aus den Blusen entstandene Kunstinstallation zu sehen sein. Außerdem ist ein Buch mit über 700 Seiten, mit Originaltext und Übersetzung, geplant. Eine Soundinstallation mit über 60 in Originalsprache vorgetragenen Blusentexten wird zu hören und einer Videoinstallation mit Frauen aus unterschiedlichen Ländern zu sehen sein.

„Wir wollen gerne weiter zusammenarbeiten“ – meinen Andrea Hopperdietzel, und Rezarta Reimann und planen eine gemeinsame Veranstaltung im Haus der Begegnungen. „Interessierte Bürgerinnen und Bürger können selbst mehr über das, was die beteiligten Frauen bei der Aktion und der Ausstellung erlebt haben, erfahren.“